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Im zweiten Anlauf

Zu den Lesungen von "Auf einen Kaffee"/Ausgabe 2013

Und abermals findet – im Rahmen von "Wir sind Wien.Festival der Bezirke" - die LichtBlick-Lesereihe "Auf einen Kaffee" statt.
Wieder sind sechs Wiener Kaffeehäuser die Veranstaltungsorte, doch selbstverständlich sind es andere als im Vorjahr und an
Stelle der Bezirke 3,4,14,16 finden wir uns diesmal in den Bezirken 1,2,8 und 12 ein., lediglich die Bezirke 6 und 7 sind als Standorte geblieben. Nicht geändert haben sich die Zielsetzungen der Reihe sowie der Ablauf der Abende. Nach wie vor stellt sich die Frage, wie die Stadt zu definieren wäre und mit welchen Themen Wien "umkreist" werden kann. Provokant und/oder witzig, kurzweilig, doch mit intellektueller Tiefenschärfe: die Erwartungen an die Lesenden sind auch heuer hoch und wohl auch in diesem Jahr einlösbar. Unter den vielen Projekten von "Wir sind Wien.Festival der Bezirke" hat sich "Auf einen Kaffee" als diskursives Element etabliert. Nach der Lesung das Gespräch: Ein Aufeinandertreffen der Argumente. Streit-Kultur.

Waren es im Vorjahr die Suche nach subkulturellen Wurzeln in der Stadt (Schwendter), Planung und Fehlplanung (Seiß), Soziale Ungerechtigkeit (Brickner), die Sprach-Findung in der U-Bahn (Awadalla), Wiener Schmäh und Ausgrenzung (Mokre) sowie die Mund-Art (Fleischer) und ihre Tücken, über die in den Cafes referiert und diskutiert wurde, so eröffnet Gerhard Ruiss heuer im
Cafe Prückel mit der Frage "Wem gehört Wien" und einer Reflektion über Arm und Reich in der Stadt den thematischen Reigen.
Vom ersten in den zweiten Bezirk wechselnd, beginnt mit Sedat Peros Lesung aus seinem noch unveröffentlichten Roman "Dämmerung" über die Erlebnisse eines aus Anatolien stammenden Lehrers in Wien ein kleiner Schwerpunkt zum migrantischen Leben in Wien. Sedat Pero, dessen Satire-Show "Die zweite Türkenbelagerung" eine beliebte und vielgesehene Sendung auf Okto war, wird im Cafe Sperlhof lesen.
Weiter in den sechsten Bezirk; dort beschäftigt sich Gabu Heindl mit der wienpezifischen Konfliktvermeidungs-Strategie unter dem gutgemeinten Titel "Interkulturelles Wohnen", um zum Schluß zu kommen: "Konflikt ist ein grundlegender Aspekt jeglichen Wohnens und jeden Teil(en)s von Stadt."
Im Cafe Nil, im siebten Bezirk, stellt Monika Mokre unter dem Titel "Am Beispiel Votivkirche" die Frage: "Wie können wir von und mit den Refugees lernen, wie sich Demokratie im 21.Jahrhundert gestalten lässt? Und wohin bewegt sich diese Gesellschaft, wenn sie diese Stimmen zum Schweigen bringt?"
Im Cafe Eiles im achten Bezirk thematisiert Michael Palm die allumfassende Überwachung in der Stadt. Zuvor gibt es für alle InteressentInnen um 15.00 im Filmhaus-Kino die Gelegenheit, sich mittels Michael Palms mehrfach ausgezeichneten Film "Low Definition Control" auf die folgende Lesung einzustimmen.
In Meidling angekommen, ist im 12ten der Dialekt in der dialektischen Aufbereitung durch Manfred Chobot im Mittelpunkt – des is a red'…

Mögen die sechs Abende in Wiener Cafes also Gedanken im Überfluß produzieren, doch überflüssige Gedanken tunlichst vermieden werden. Denn, wie sagt es Anton Kuh, ein Kaffeehausliterat von Graden. "Es gibt nur eine Sünde: das Überflüssige."