ProtagonistInnen
1. Station: Samstag, 1. 6. 2013 / Café Prückel
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Gerhard Ruiss
Moderation: El Awadalla
Wie man reich ist und arm bleibt in Wien
Was ist der Grund, warum der "Wiener Reichtumsbericht" im Wiener Reichtums- und Sozialbericht 2012 nur 23 Seiten hat und der "Wiener Sozialbericht" 245 Seiten? Gibt es einen größeren Erklärungsbedarf für Armut und Unterstützungsleistungen als für Reichtum? Läßt sich Reichtum weniger gut darstellen als sich Sozialleistungen darstellen lassen? Liegt es daran, daß man nur Sozialleistungen in Anspruch nehmen kann, den Reichtum aber nicht? Ist nur die Hilfe im Notfall darstellungsfähig und der Reichtum nicht herzeigbar? Ist nur die Armut ein Thema und der Reichtum keines? Im Wiener Reichtums-, Armuts- und Sozialbericht spiegelt sich eine verkehrte Welt zur Welt der Schönen und Reichen in den Illustrierten und Magazinen wider, über Reichtum gibt es nicht viel zu sagen, über soziale Unterstützungsnotwendigkeiten dafür um so mehr.
Ein Abend über Reichtum und Armut in Wien jenseits von Zahlen und Statistiken anhand unveröffentlichter literarischer Texte, schriftlicher Bemerkungen und musikalischer Einsprengsel mit und von Gerhard Ruiss.
Kurzbiographie Gerhard Ruiss
Autor, Musiker, Vorsitzender der IG AutorInnen.
geb. 1951 in Ziersdorf.
Von 1965-1969 besuchte Ruiss die Berufsschule für Graphisches Gewerbe in Wien. Nach dem Abschluss seiner Lehre als Schriftsetzer in der Österreichischen Staatsdruckerei absolvierte er zwei Semester am Gymnasium für Berufstätige.
Seit 30 Jahren für die Belange der Schreibenden in Österreich engagiert und in dieser Eigenschaft Verfasser zahlreicher Schriften. Für sein literarisches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Letzte Publikationen: Oswald von Wolkenstein: Herz, dein Verlangen. Lieder. Nachdichtungen II. Folio, Wien 2008.
Oswald von Wolkenstein: So sie mir pfiff zum Katzenlohn. Lieder. Nachdichtungen III. Folio, Wien 2010.
2. Station: Sonntag, 2.6.2013 / Café Sperlhof
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Sedat Pero
Moderation: Monika Mokre
"Dämmerung": Migratinsches Leben in Wien – ein Roman
Alan, stammt aus einem Dorf in Anatolien und unterrichtet als Lehrer an einer Schule in Wien. Er ist ein Grenzgänger zwischen verschiedenen Lebensentwürfen und gerät rundherum mit allen in Konflikt.
Ein Schelmenstück über einen, der mit Dummheit, Beschränktheit und Hinterlist zu leben gelernt hat.
Kurzbiographie Sedat Pero
Autor, Kabarettist, geb. 1973 in Siverek/Türkei
1992-1996: Studium der Anglistik, Universität Tigris/Diyarbakir
1996: Studienabschluss während des Studiums Arbeit als freier Übersetzer und Dolmetscher beim IHD (türkischer Menschenrechtsverein); Lehrer am Anatolischen Gymnasium in Kayseri ( Unterrichtssprache: englisch)
1997: Umzug nach Österreich; Studium der Anglistik, Universität Wien
2000: Aufführungen des eigenen Kabarettprogramms "Qirix" in Österreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden
seit 2002: Hauptschullehrer
Veröffentlichungen:
"Grenzgänger", Edition Exil, 2001
"Sercavan", Brandstätter Verlag, 2003
"Angekommen", Anthologie von Milo Dor, Picus Verlag, 2005
3. Station: Donnerstag, 6.6.2013 / Café Ritter
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Gabu Heindl
Moderation: Monika Mokre
Wohnen mit/neben/unter/aus/durch – EinAnder
Wenn die Wiener Wohnbauförderung "interkulturelles Wohnen" in ihre Planung mit einbezieht, ist das wohl gut gemeint, aber: "aufgrund der erwarteten BewohnerInnen-Struktur werden mehr Problem und Konflikte als üblich vorprogrammiert (…),
jedoch: Konflikt ist ein grundlegender Aspekt jeglichen Wohnens und jeden Teil(en)s von Stadt." (Gabu Heindl)
Kurzbiographie Gabu Heindl
Architektin in Wien.
Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, an der Geidai University in Tokyo und mit einem Fulbright Stipendium im Postgraduate Programm an der Princeton University, USA.
Von 2001 bis 2003 als Projektarchitektin bei Diller + Scofidio in New York und bei de Architekten Cie. in Amsterdam tätig.
Lehrte 2004 bis 2007 an der Technischen Universität Graz, davor an der TU Delft, am Berlage Institute in Rotterdam und an der Princeton University.
Seit 2003 selbständig in Amsterdam und Wien. Publiziert regelmäßig in internationalen Fachzeitschriften, wie JAE, Umbau, Volume, dérive, u.a.;
Herausgeberin von Arbeit Zeit Raum. Bilder und Bauten der Arbeit im Postfordismus (turia+kant, 2008).
4. Station: Freitag, 7.6.2013 / Café Nil
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Monika Mokre
Moderation: Irene Brickner
Am Beispiel Votivkirche
"Während das Demokratievolksbegehren floppt und das österreichische Superwahljahr immer mehr Parteien mit immer ähnlicheren Inhalten hervorbringt, werden andernorts Grundfragen der Demokratie verhandelt: Auf dem Marsch von Traiskirchen nach Wien, vor der Votivkirche, in der Votivkirche, im Servitenkloster. Dort stellen diejenigen, die von allen demokratischen Rechten ausgeschlossen sind, unter Einsatz ihres Lebens grundlegende Fragen an unsere Gesellschaftsordnung – und werden im Namen dieser Ordnung zum Schweigen gebracht, unsichtbar gemacht, deportiert.
Wie können wir von und mit den Refugees lernen, wie sich Demokratie im 21. Jahrhundert gestalten lässt? Und wohin bewegt sich diese Gesellschaft, wenn sie diese Stimmen zum Schweigen bringt?
Ein Versuch über postnationale Demokratie."
(Monika Mokre)
Kurzbiografie Monika Mokre
Studium der Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft.
Seit 1991 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zuletzt am Institut für europäische Integrationsforschung.
Seit 2009 Mitarbeiterin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW, zeitweise Lehraufträge an den Instituten für Politikwissenschaft der Universitäten Innsbruck, Salzburg und Wien sowie am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft der Universität für Musik und darstellende Kunst, Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft.
5. Station: Samstag, 8.6.2013 / Café Eiles
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Michael Palm
Moderation: H. C. Leitich
1000 Augen
Überall in der Stadt, selbst dort, wo man es nicht vermutet, begleiten Kameras unser tägliches Leben.
Michael Palm hat in seinem preisgekrönten Film "Low Definition Control" das allumfassende Prinzip Überwachung thematisiert und wird in seiner Lesung über die bei seinen Recherchen gewonnenen Erkenntnisse und Schlüsse sprechen.
Kurzbiografie Michael Palm
Österreichischer Filmemacher und -theoretiker geb. 1965 in Linz
Seit 1988 ist er als freier Filmschaffender tätig und arbeitete an bislang über 20 Kurzfilmen und etwa 12 Kinofilmen mit (Stand: 2012).
Von 1990 bis 1994 war er Filmkritiker beim Standard und Falter.
2009 wurde Palm mit dem Diagonale-Preis Innovatives Kino für Laws of Physics ausgezeichnet.
Filmografie (Auswahl) Regie, Drehbuch, Schnitt)
2006: Mozart Sells (Kurzfilm, 1 min)
2008: Body Trail (Kurzfilm, 8 min, mit Willi Dorner)
2009: Laws of Physics (Kurzfilm, 15 min)
2011: "Low Definition Control" (Kino-Dokumentarfilm, 95 min.)
6. Station: Mittwoch, 12.6.2013 / Café Raimann
Lesungsbeginn:20:00 Uhr
Es liest: Manfred Chobot
Moderation: El Awadalla
Dialekt und Dialektik
"Manfred Chobot weiß um die Vorzüge des Dialektes Bescheid: Klarheit, Direktheit, Kürze.
Eine interlineare Übersetzung – ja, ich verwende das Wort Übersetzung - ins Hochdeutsche würde schon bald auf schwer zu überwindende Hürden treffen, wie das bekannte Beispiel "hauts eich iba di Heiser" hinlänglich belegt.
Der Dialekt, der muss passen, könnte man hinzufügen, konträr etwa dem "wird scho passen" des Handwerkers, der die Entfernung von der Kante zur Wand abmisst.
Manfred Chobot weiß auch, dass gute Dialekttexte sich durch so elementare Dinge wie Rhythmus, Melodie und Klang auszeichnen. Deswegen sind Dialektautoren zumeist auf lyrische Formen angewiesen, um die Möglichkeiten und die Grenzen des Dialektes auszutesten." (Beppo Beyerl)
Kurzbiografie Manfred Chobot
Autor, Herausbgeber, Mitglied der Grazer Autorenversammlung, der Kogge und der Literaturvereiniung Podium.
Nach seinem Studium der Kulturtechnik behandelt er in seinen Büchern vor allem Themen peripherer Kulturwahrnehmung. Seine Texte lassen sich wie Jahresringe zum aktuellen Zeitgeschehen lesen.
Die Beschäftigung mit Dialektliteratur, biographischen Fiktionen, Alltagsliteratur und Essayismus in Randlagen markieren wesentliche Positionen der österreichischen Gegenwartsliteratur seit 1970.